Driving Home
hängt man doch an seinem Dom. :-)
Altenburger Land | Eichsfeld | Eisenach | Gera | Gotha | Greiz | Hildburghausen | Ilm-Kreis | Jena | Kyffhäuserkreis | Nordhausen | Saale-Holzland-Kreis | Saale-Orla-Kreis | Saalfeld-Rudolstadt | Schmalkalden-Meiningen | Sömmerda | Sonneberg | Suhl | Unstrut-Hainich-Kreis | Wartburgkreis | Weimar | Weimarer Land
*Neugierig*
*g*
Aber wenigstens dort war ich schon;)
Und grämen Sie sich nicht, denn auf einen richtigen Besuch im thüringischen Erfurt können Sie sich vorab hiermit einstimmen. Vom Petersberg aus hat man einen wunderschönen Blick auf Dom und Stadt. Habe ich selbst erst vergangenen Sommer wiederentdeckt. Gehört wohl auch zum Älter-Werden, dass man Orte seiner Heimatstadt neu besetzt - und bestenfalls aufwertet.
Reminiszenzen
Ich zitiere:
Aschersleben
Wenn man in Wikipedia nachliest, ist diese über 28000 Einwohner habende Stadt ein Born von geschichtlichen Sehenswürdigkeiten. SIe ist die älteste urkundlich erwähnte Stadt Sachsen-Anhalts.
Als ich in den Jahren 1983 und 1984 insgesamt 25 Wochen dort verbrachte, fiel mir das nicht auf. Quedlinburg, das war etwas anderes. Meistens wohnte ich ja entweder in Halle, ganz selten in einem Wohnblock in Aschersleben selbst und oft in Quedlinburg, im goldenen Bären, Zimmer 10a, oben im 2. Stock auf dem Juchhe, nur kaltes Wasser. Dafür verwöhnten mich die Kellnerinnen am Abend mit Wurst und Käse und nettem Schnack, wenn ich ziemlich müde von einem Arbeitstag in Aschersleben zurückkam.
In Aschersleben kann ich mich an das Kino erinnern, in dem ich Louis de Funes Film "Brust oder Keule" sah. Ein paar Mal war ich in einem Konzert, wobei ich mich immer riesig darüber freute.
Ja, und was habe ich dort gemacht?
Interessanterweise findet sich im Wikipedia-Eintrag keine leise Spur auf die Wirkungsstätte meines Tuns. Um die Spannung noch ein bisschen zu erhalten, berichte ich noch von einem sehr interessanten Gespräch, was ich bei einem meiner letzten Besuche dort hatte. "Wissen Sie, Herr H, mit dem, was Sie machen, sind Sie bei uns immer hoch willkommen und wir freuen uns, wenn Sie wieder einmal angekündigt werden. Wenn Sie aber nicht in ihrer Funktion kämen, wären drei verschlossene Schranken bzw. Tore zwischen Ihnen und dem Ort hier." Selbst verständlich gab es an diesem Ort auch einen, der als Paradekommunist und Stasi-Zuträger bekannt war, doch verhielt er sich offensichtlich anständig genug, dass er trotz dieser Tätigkeit wohl gelitten war.
Das Essen an diesem Ort war gut, obwohl die Leute extrem in der "Werksküche" sparen mussten. Offensichtlich war Gemüse kein Problem für sie..
Nicht nur der Chef, ein spindeldürrer langer Typ, war freundlich. Auch die Mitarbeiter des Instituts waren es. ( Ich muss einen Bekannten anrufen, um mir die Namen noch einmal ins Gedächtnis zu rufen.) Es gab da einen Mechaniker, der zaubern konnte. Keine Zaubertricks, aber er konnte aus einem Stück Rohkupfer eine Dichtung fertigen, die besser war als die automatisch produzierten aus den USA.
Jetzt könnte man langsam beginnen zu ahnen, wo jener Ort war. Als weiteren Hinweis könnte ich vielleicht damit aufwarten, dass ich jeweils ein halbjähriges Dauervisum, ausgestellt vom Agrarministerium, (oder wie immer es hieß) hatte. Mit diesem Visum kam ich sogar dann über die deutsch-deutsche Grenze, wenn ich noch kein Hotelvoucher hatte.
Den Ort scheint es noch heute zu geben, wenn ich lese, dass 2008 und 2009 noch die Herausgabe weiterer Bände von Saluplanta geplant sind.(Neues Standardwerk Arznei- und Gewürzpflanzenbau)
Nanu, das hat doch wohl gar nichts mit Informatik oder Klavieren zu tun. Was sollte ich hier für eine Beziehung zu Aschersleben entwickelt haben?
Der Anfang meiner Beziehung zu Aschersleben war ja ein recht makabrer. Mein Chef kam zu mir und meinte: "Beim Transport scheint irgendetwas nicht geklappt zu haben. Da gibt es einen Transportschaden. Können Sie einmal hinauffahren und schauen, ob sie es hinbekommen. Angeblich geht die Hochspannung nicht." Also wenn es etwas mit der Hochspannung hat, muss ich mit "einem" Öl hinauffahren, denn wenn es einmal Überschläge (quasi wie ein Blitz) gegeben hat, ist das Öl kaputt, nicht mehr hochspannungsdicht. "Na dann fahren Sie halt in München vorbei und holen sich 'ein' Öl ab."
Das tat ich auch. Klingt doch lustig nicht? Mit 400 Liter Öl fuhr ich von München das erste Mal nach Aschersleben. Den Patienten hatte ich schnell zerlegt, obwohl ich mir nicht sicher war, ihn wieder zusammenbauen zu können. Aber tatsächlich gelang es mir, wieder Hochspannung,von ungefähr 100 000 Volt (a la Gilbert Becaud) herzustellen. Doch es half nichts. Ein weiterer Teil war kaputt und für den musste man auf den Ersatzteil warten. Abgesehen von einem wagemutigen, gynekologischen Eingriff in die Kanone, aus der ich sukzessive drei Zylinder entfernte, um zu sehen, was es mit dem defekten Teil auf sich hatte, konnte ich sonst nichts mehr tun, als in zwei Wochen wieder zu kommen.
Ich war ehrlich erstaunt und unheimlich erleichtert, als ich sowohl die Reparatur als auch den Zusammenbau schaffte und das erste Mal ein Bild zustande kam. Die Auflösung war zwar nur 100 Angström statt 50. Aber immerhin, man konnte damit arbeiten. Später schaffte ich dann noch 70, das war es dann auch. Tatsächlich hatten die Mitarbeiter das Gerät beim Transport in den Keller ungefähr eineinhalb Meter tief fallen lassen. So betrachtet war es sowieso ein Wunder, dass nicht mehr passiert war. Und die Reparatur lief sogar auf Garantie.
Das war eine Goodwill-Aktion, weil es noch eine Diva an dem Ort gab, die wesentlich aufmerksameren Zuspruch benötigte. Die war nämlich alle paar Wochen einmal krank.
Es mag bezeichnend sein, dass das Gerät, welches den Absturz überlebt hatte, in Japan gefertigt worden war, während die Diva aus Amerika, genauer genommen aus Kalifornien stammte.
Naturwissenschaftler oder Techniker können jetzt wohl bereits sagen, worum es sich bei der Diva und dem Stürzer handelte. Es waren Rasterelektronenmikroskope, ein Feldelektronenmikroskop (die Diva) und ein einfaches thermisches.
Interessanterweise sollte sich doch von einem Ort, der in den Zeiten der DDR solche Geräte sein eigen nannte, noch etwas aufzufinden sein. Ist es auch. Heute werden die Ergebnisse des Ortes dem 'Ehemaligen Institut Für Phytopathologie Aschersleben der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin' zugeordnet.
Was man mir damals erzählt hat, genoss das Institut sowohl in Osten als auch im Westen einen hervorragenden Ruf. Sein Chef klagte einmal, dass er nicht einmal den Einladungen zu westlichen Konferenzen folgen könnte, obwohl die ganze Familie im Osten sei und seine Rückkehr garantiert wäre.
Phytopathologie wurde mir mit Krankheit der Pflanzen übersetzt und es war ein extrem wichtiges Thema. Und wie gesagt, die dort arbeitenden Wissenschaftler genauso wie die Facharbeiter waren ausgezeichnete Spezialisten und darüber hinaus sehr, sehr liebe Menschen.
Deswegen war diese Arbeit für mich immer eine sehr beglückende. Die ruhige Zeit zwischen Montag Abend und Freitag früh, was Vergnügungen abendlicher Art angeht, tat mir gut.
Nur manchmal fuhr ich am Freitag abend einen Umweg von 200 km über Magdeburg und Kassel, um dann auf der Autobahn nach Wien glühend noch immer schneller in Wien zu sein als auf der direkten Strecke über Hof.
vielen Dank für Ihre beeindruckende Schilderung! Diese eröffnet noch eine ganz andere Perspektive. Ein Österreicher, der in den 80er-Jahren mit 'einem' Öl in die Gewürzstadt Aschersleben fährt um launische Elektronenmikroskope zu reparieren! Und dem es dort gefällt! - Ich kann nur auf meinem Buchtipp insistieren, Sie werden einiges wiederentdecken...
Und vielleicht haben Sie mal ein Päckchen MAWEA-Majoran als Souvenir mitgenommen? Diese und andere Fragen sind trotz der Ausführlichkeit noch offen geblieben, die ich Ihnen dereinst stellen würde, käme es zu einem Gespräch vis à vis dies-oder jenseits der Alpen.
Einstweilen beste Grüße,
Anousch
Trackback URL:
https://anjaodra.twoday-test.net/stories/4960180/modTrackback